„Auch Elvis liebte Framus“



© Framus
Jetzt ist es endlich amtlich: Selbst der „King of Rock´n´Roll“ spielte auf Gitarren aus dem Hause Framus. Während bereits seit Längerem bekannt war, dass er Gitarren „Made in Germany“ durchaus schätzte, erhellen nun Informationen des NAMM Resource Center in Anaheim (Kalifornien), eine in London im September 2008 versteigerte Elvis-Gitarre und ein Bild aus Kreisen der deutschen Elvis-Presley-Fanclubs, dass Elvis auch auf Framus-Gitarren aus Bubenreuth spielte. Dass er eine solche – eine FRAMUS – besessen haben soll, war bis dato nur ein Gerücht. Von insgesamt sogar drei Framus-Gitarren kann dies nun mit Sicherheit behauptet werden, zwei von ihnen, zwei baugleiche Elvis-Gitarren aus ein- und derselben Baureihe, wie sie auch Elvis Presley gespielt hat, sind ab Ende Januar 2009 fester Bestandteil der Dauerausstellung im Framus Museum in Markneukirchen.

Elvis spielte auf Gitarren „Made in Germany“
Als gesichert galt bislang, dass Elvis deutsche Gitarren durchaus schätzte. Während seiner Militärzeit als GI in Deutschland (von 1958 bis 1960) legte er sich eine ISANA-Gitarre zu. Diese ISANA wurde vom Gitarrenbauer Josef Sandner gebaut. Sandner wurde 1924 in der Musikstadt Schönbach geboren und war 1946 ins hessische Nauheim vertrieben worden, das unweit von Friedberg liegt, wo Elvis als US-Soldat stationiert war. Die einen erinnern sich, dass er die Gitarre direkt beim Hersteller erworben hat. Anderen Berichten zufolge soll er im traditionsreichen Musikhaus Hummel in Frankfurt/ Main (heute Cream Music) diese Schlaggitarre gekauft haben. Auf Scotty Moores Homepage – Scotty Moore war der erste Gitarrist von Elvis und auch sein Manager – findet man Bilder und nähere Informationen zur ISANA-Schlaggitarre. Zu sehen ist das gute Stück im Rock ´n´ Soul Museum in Memphis, zusammen mit anderen Exponaten, die Elvis´ Militärdienst in Deutschland dokumentieren.


Besuch in Bubenreuth: Legende oder Wahrheit?
Nicht nur in Nauheim soll Elvis damals bei Instrumentenmachern reingeschaut haben. Die Seniorchefin der Firma KLIRA, Frau Rosa Klier, erinnerte sich, dass Elvis während seiner Militärzeit in Deutschland auch einmal den Bubenreuther Gitarrenbauern einen Besuch abstattete. Er sei damals auf dem Weg von Hessen zu einem Manöver nach Grafenwöhr in Ostbayern gewesen, wo sich bis auf den heutigen Tag ein riesiger US-Truppenübungsplatz befindet. Es habe sogar ein Bild existiert, das diesen Besuch dokumentierte. Dabei soll Elvis neben der Firma KLIRA auch die FRAMUS-Werke besichtigt haben, so erzählte Frau Klier weiter. Dass etwas Wahres an dieser Geschichte ist, dafür spricht auch die im Hard Rock Café in Tampa, Florida, ausgestellte Gitarre, die Elvis nachweislich gehört hat. Er signierte diese später und stiftete sie einer gemeinnützigen Organisation. Es handelt sich nämlich tatsächlich um eine KLIRA-Gitarre. Weil sie mit einem FRAMUS-Tonabnehmer ausgestattet ist, dessen Gehäuse eine Framus-Gravur trägt, wurde fälschlicherweise jedoch angenommen, es sei eine Framus-Gitarre.


Elvis und Framus?
Damit ist belegt, dass Elvis durchaus deutsche Gitarren spielte. Doch wo ist nun die berüchtigte Framus-Gitarre abgeblieben, die Elvis bei seiner Stippvisite in Bubenreuth vom Framus-Chef im Sommer 1958 bekommen haben soll? Dies war nun die eigentliche Frage, die die Nachforschungen des Framus Museums veranlasst hat. Im Rahmen der Recherche sind nun – dank vielseitiger Hilfe – nicht nur eine sondern gleich drei Framus-Gitarren aufgetaucht, auf denen Elvis im Laufe seines musikalischen Wirkens gespielt hat.


Im „Tango“-Feeling
Auf alle Fälle ist jetzt belegt, dass Elvis eine Framus des Modells „Tango“ (mit Modellnummer 5/57) aus den 1950er Jahren gespielt hat. Und hier wären wir wieder bei seiner Militärzeit. Denn tatsächlich konnte ein Bild ausfindig gemacht werden, das den jungen Presley mit einer 50er Jahre Schlaggitarre zeigt, die auch die zeittypischen Tränenaugen-Schalllöcher aufweist. Ob das nun die vom Firmenchef überreichte Gitarre ist, sei dahingestellt. Es ist zumindest wahrscheinlich. Licht ins Dunkel brachten Bilder aus Kreisen der deutschen Elvis-Fanclub-Szene. Unter dem Bildmaterial befand sich auch ein Photo, das Elvis mit einer „Tango“ in den 1950er Jahren zeigt. Ein baugleiches Instrument konnte vor kurzem – quasi als Weihnachtsgeschenk für das Framus Museum – erworben werden.


News aus Anaheim, Kalifornien
Dank der Nachforschungen des NAMM Resource Center wurde eine weitere Elvis-Gitarre deutscher Provenienz bekannt, nämlich eine 12-Saiter-Framus-Westerngitarre, die sich Elvis einmal zu Weihnachten in den 1960er Jahren gekauft hat. Der Historiker Dan Fiorentino, der Leiter des NAMM Resource Center, führt seit einigen Jahren ein Oral-History-Programm durch – ein Programm also, bei dem Interviews mit Größen und Persönlichkeiten aus allen Bereichen der Musikbranche durchgeführt werden. Im Rahmen dieser Interviewreihe berichtete Norm Thompson, der in den 1960er Jahren in einem Musikladen in Memphis arbeitete, dass ein Bodyguard von Elvis in den Laden gekommen sei, um u. a. eine zwölfsaitige Framus-Gitarre für den „King of Rock & Roll“ zu kaufen. Das genaue Modell konnte noch nicht ermittelt werden. Vermutlich war Elvis damals aber von John Lennons „Framus Hootenanny“ sehr angetan.


An der „Riviera“
Genauer Bescheid weiß man mittlerweile aber über eine weitere Gitarre aus Franken. Auf Ebay kursierte in England eine Zeitlang eine von Elvis signierte Schlaggitarre der Bubenreuther Marke, die dort für den Sofortkaufpreis von 25.000.- Pfund angeboten wurde. Es handelte sich um eine „Riviera“ (Modellnummer 5/54) von Mitte der 1960er Jahre im für Framus so typischen sogenannten „Black-Rose“-Finish. Anhand von vier Expertisen und Originalschriftstücken wurde aufgezeigt, dass diese Gitarre Elvis gehört hatte, bevor er sie später einem befreundeten Musiker schenkte. Im September des vergangenen Jahres wechselte sie in einer Londoner Auktion für umgerechnet EUR 39.000.- den Besitzer. Das Framus Museum hat bei der Versteigerung nicht mitbieten können, derartige Summen übersteigen leider das Budget der Kultureinrichtung bei Weitem. Doch ein baugleiches Instrument des Modells „Riviera“ ist ebenfalls ab Ende Januar im FRAMUS MUSEUM zu sehen.


„Mohawk-Indianer“ aus Markneukirchen
Eine kleine Ironie der Geschichte kam im Rahmen der Recherche zu den deutschen Elvis-Instrumenten ans Tageslicht. Der Kalte Krieg lässt grüßen – doch wie kalt kann er Ende der 1950er Jahre, als der junge Presley als GI in Deutschland war, gewesen sein? Denn Presley, der „imperialistische Krieger“, vertraute auf Strings aus dem „anti-imperialistischen Ostblock“. Am knappen Söldner-Budget kann es indes nicht gelegen haben, dass er diese Saiten aufzog, die als „importierte Saiten zu extrem günstigen Preisen“ angepriesen wurden. Schließlich verdiente Elvis im „kapitalistischen“ Music Business bereits damals nicht schlecht. Vielleicht wurde der junge Amerikaner ja bewusst getäuscht und vom Markennamen geblendet. Denn die Saiten, die er sich für seine Gitarre zulegte, kamen von außen betrachtet in einem äußerst amerikanischen Gewande daher, nämlich als „Mohawk Strings“. Und das mag den „King of Rock & Roll“ möglicherweise zum Kauf animiert, ja mag ihn geradezu in die Irre geleitet haben. Denn wer käme auf die Idee, dass ein sozialistisches Land eines seiner Produkte unter dem Namen des Indianerstamms der Mohawk verkaufen würde. Hergestellt wurden sie in der GDR, und keineswegs in der FRG – in Markneukirchen im Musikwinkel wurden sie gesponnen. Auf diese Weise, als Mohawk Strings, konnten die Saiten offensichtlich weitaus besser abgesetzt werden als beispielsweise „Molotow-Saiten“, die gewiss einen etwas bitteren Beigeschmack gehabt hätten.


Elvis-Gitarren im Framus Museum: feierliche Präsentation
Die Mitarbeiter des Framus Museums in Markneukirchen jedenfalls sind froh, auch Elvis Presley in die Reihe der Framus-Spieler aufnehmen zu dürfen. Er tritt damit in eine illustre Gesellschaft ein, bestehend aus den Beatles John Lennon und Paul McCartney, dem Rolling Stone Bill Wyman, dem „deutschen Elvis“ Peter Kraus, dem Jazzgitarristen Attila Zoller und den Original Oberkrainer Musikanten, um nur einige zu nennen. Seit Kurzem gehören zwei baugleiche Modelle der Elvis-Gitarren zum festen Bestandteil der Dauerausstellung im Framus Museum. In einer kleinen Feier mit viel Musik von Elvis wurden sie am 23. Januar 2009 einem interessierten Publikum vorgestellt.


Thomas Haller (Bass) und Matthias Murch vom Trio Monochrom aus Markneukirchen




Artikel von Dr. Christian Hoyer

Framus Museum
Adorfer Str. 25,
08258 Markneukirchen,
Tel. 037422-555-9000
service@framus-vintage.de
www.framus-vintage.de

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 10:00 bis 18:00 Uhr
 
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