OTWIN Otto Windisch - Artikel von Stefan Lob
Interview mit Herbert Rittinger
Interview mit Herbert Rittinger


Nach seiner Lehre arbeitete er in Markneukirchen bei der Firma Gläsel&Herwig (Markneukirchen).
Im Alter von 20 Jahren gründete er ein Unternehmen, welches sich im Laufe der Jahre zu einer Firma mit Weltruhm etablieren sollte. 1903 eröffnete OTWIN eine Filiale in Schöneck. Diese Filiale wurde schnell zum Hauptunternehmen und man fertigte, je nach Auftragslage, mit 70 – 120 Mitarbeitern, Streich- und Zupfinstrumente.
Auszug aus der MuM Datenbank:
Gefertigt wurden Streich-und Zupfinstrumente, auch Sonderformen wie Stelzner-Instrumente und Tanzmeistergeigen. Gehandelt wurde mit alten Meisterinstrumenten, Zubehör, Tonhölzern, Lautsprechern und mechanischen Instrumenten.
Gefertigt wurden Streich-und Zupfinstrumente, auch Sonderformen wie Stelzner-Instrumente und Tanzmeistergeigen. Gehandelt wurde mit alten Meisterinstrumenten, Zubehör, Tonhölzern, Lautsprechern und mechanischen Instrumenten.

Franz Otto Windisch verwendete für einige seiner Lauten und Gitarren das Signum "Tielke" oder "Joachim Tielke".

Im Laufe der Jahre gab es viele verschiedene Instrumentenbezeichnungen.
Hier eine Liste dieser Bezeichnungen
(ohne Gewähr auf Vollständigkeit):
- Es gab gedruckteZettel
- Schutz-Marke (Medaillen)
- Monogramm: OW (darüber Krone) Otto Windisch
- Trade Marke Werkstätte f. Kunstgeigenbau
Schöneck i. Sa. Anno 19 - Owophone
- Owi Banjos
Es gab Brandzeichen
- OTTO WINDISCH
- Monogramm: OW (darüber Krone)
- Edelklang (in Lauten)
- Spez. Joach.-Tielke-Flachlaute
- Starkton-Mandolin-Orchester
- Otwin (in Gitarren)
- OTWIN (in Gitarren)
Es gab Abziehbilder
- Edelklang (in Lauten)
- Otwin (in Gitarren)
- OTWIN (in Gitarren)
Dann gab es noch Otwin Firmenlogos die als Einlagen auf Kopfplatten waren
- Otwin Logos auf Tonabnehmern
- OTWIN Logos eingraviert
- Otwin Logos auflackiert

© G.Krause / Gitarre Job de Vries
Die Firma Otwin hatte gute Verbindungen zum Ausland und exportierte auch viele Instrumente. Sie war sehr modern ausgestattet und Maschinen und Werkzeuge wurden immer auf den neusten Stand gebracht.
Neben der Serienproduktion legte man aber auch Wert auf besonders hochwertige Einzelanfertigungen. Zusätzlich zur Herstellung und Fertigung von Instrumenten wurde auch mit alten, ausgewählten Meisterinstrumenten, Tonhölzern, Zubehör, Lautsprechern und auch mechanischen Musikinstrumenten gehandelt.
Franz Otto Windisch starb am 28.05.1935 in Schilbach.

© Günter Krause

© Stefan Lob schlaggitarren.de
Er hat auch den Beruf des Geigenmachers ergriffen und lernte zwei Jahre bei seinem Vater. Das dritte Ausbildungsjahr absolvierte er bei Johann Baader in Mittenwald. Dort besuchte er auch die Geigenbauschule.
Nach seiner Lehre arbeitete er zunächst in Schwerin und Frankfurt und wanderte 1929 in die USA aus. In Chicago war er ab 1929 für "Voit&Geiger" und in Kansas City für "Jenkins-Music" (Kansas City) tätig. 1937 kehrte er zurück in seine Heimat , legte die Meisterprüfung ab und wurde ab 1937 Teilhaber der Firma "Otto Windisch".
Die Firma bestand bis 1973. Danach wurde sie, wie so viele andere, von dem VEB Sinfonia Markneukirchen übernommen.
Die Sinfonia wurde 1984 dem VEB MUSIMA angegliedert. Nach der Wende wurde der Schönecker Betrieb aufgelöst. 2004 meldete auch die Firma MUSIMA Insolvenz an.

Schlaggitarren von OTWIN

© Stefan Lob schlaggitarren.de

© HR

© HR
CABINET - DE LUXE - ELEKTRIK - HARMONY - MELODY - OLYMP - REGENT - SINFONIE - SONOR - SPEZIAL - SUPER - STUDIO
OTWIN hat auch Violinbässe und andere E-Bässe hergestellt.
Was ich bis jetzt noch nicht gesehen habe sind massive OTWIN E-Gitarren. Wer solch eine besitzen sollte, würde mir eine große Freude machen mit ein paar schönen Bildern.

© Günter Krause

© Stefan Lob schlaggitarren.de
Hier eine sehr schöne Mandoline im Schlaggitarrenstil!

Die ersten Modelle waren Cello-Gitarren (alte Bezeichnung für Schlaggitarren) die unter dem Namen Owophone von Otto Windisch (OTWIN) verkauft wurden. Der Gitarrenbauer Felix Stärke hat identische Modelle unter seinem Namen verkauft.
Mehr dazu im ESTE Artikel!
Hier Bilder der Owophone OTWIN Cello-Gitarre

© C.G. Scheu
Hier ein interessantes Otwin vorkriegs Banjo mit der Bezeichnung "Owi". Diese Bilder wurden mir freundlicherweise von dem Banjo Experten Günter Amedt zur Verfügung gestellt.

© Banjoworld G. Amendt

Hier ein kurzes Interview mit Herbert Rittinger über Otwin Gitarren
Herbert, Du hast schon einige OTWIN Gitarren restauriert und kannst Dir über diverse Modelle ein Urteil erlauben. Gibt es einen Unterschied zwischen alten und neuen OTWIN Modellen?
Die frühen Modelle von OTWIN weisen deutliche Stilelemente der GIBSON L48 auf.
Typische Merkmale sind der annähernd kreisförmige Unterbug und die schlanke Taille. Ganz besonders auffällig ist das geringe Gewicht. Frühe OTWIN-Gitarren zählen zu den leichtesten Schlaggitarren. Ihre hauchdünnen Decken und Böden sind äußerst empfindlich und nur wenige von ihnen haben die vielen harten Jahre ihres Instrumentendaseins unbeschadet überstanden. Etwa Mitte der Fünfziger hat OTWIN, dem modernen elektrischen Trend folgend, seine Modelle an die neuen Erfordernisse angepasst. Decken und Böden wurden verstärkt, der Unterbug abgeflacht und die Taille vergrößert. Das Gewicht erhöhte sich von 2000 auf etwa 2500 Gramm, aber selbst mit dieser Zuladung zählen sie immer noch zu den Leichtgewichten unter den Schlaggitarren.
An welchen Eigenheiten erkennt man die OTWIN-Gitarren?

© HR
- Extreme Wölbung von Decke und Boden
- Furnierspan zwischen den beiden Bodenhälften
- Verstärkungen der Fügenaht von Decke und Boden (nur bei massiven Hölzern)
- bevorzugte Verwendung der Holzarten Buche und Birne für den Hals
- spitzballiges Profil des Halsfußes
- Tonlöcher in Sichelform, ein- oder zweizackig.
- Kopfplattendesign- Verzierungen und Logo sind meist mittels Schablone auflackiert
- Schlagplattendesign – Haltebügel oft mit Alu-Nieten am Schlagbrett befestigt

© HR
Die OTWIN-typischen Tonlöcher sind sichelförmig, ein-oder zweizackig. Die exclusiven Modelle wie DE LUXE und OLYMP waren vorzugsweise damit ausgestattet. Desweiteren wurden Schallöcher in f-Form und Tropfenform verwendet.
Gibt es einen OTWIN Klang oder muss man zwischen diversen Modellen unterscheiden?
Ja, vor allem die Modelle der frühen Bauart besitzen ein sehr eigenständiges, wohlklingendes Klangspektrum. Akustisch, mit Roundwound Saiten gespielt, liefern sie einen hellen, glockenreinen Sound. Sie bestechen durch ein extrem starkes Sustain, sind sehr mitten- und höhenbetont, aber etwas schwach in den Bässen. Diese Eigenart ergibt sich aus der äußerst filigranen Bauart. Die Vorteile dieser Konstruktion liegen eindeutig im akustischen Bereich.
Mit der Veränderung der Modelle verschwand auch etwas die klangliche Eigenständigkeit.
In der Beurteilung des akustischen Klangs gehören OTWIN-Schlaggitarren zu den Spitzenerzeugnissen deutscher Gitarrenbaukunst.
Wo liegen die Unterschiede zwischen den vollmassiven und laminierten Modellen?

© HR
Laminierte Gitarren von Otwin sind konsequent unter preisrelevanten Gesichtspunkten gebaut.
Sie erfüllen ein hohes Maß von Anforderungen bezüglich Handling, Funktionalität und Bespielbarkeit. Und das alles zu einem äußerst günstigen Preis.
Dementsprechend wurde bei dieser Bauart konsequent auf jeden unnötigen Zierrat verzichtet.
Das Griffbrett besitzt eine Ahornfurnierauflage die schwarz eingefärbt ist. Auf Einlagen wurde verzichtet, stattdessen hat man das Furnier an diesen Stellen hell gebeizt. Auch das Binding an den Tonlöchern sucht man vergeblich. Die Ausführung und das Design von Kopfplatte, Steg und Saitenhalter ist sehr schlicht, was aber auf die Funktionalität keinerlei negative Auswirkungen hat.
Ich habe bislang erst zwei gesperrte Otwins mit der Modellbezeichnung HARMONY in den Händen gehabt und war jedes Mal positiv überrascht über deren guten Klang.
Gibt es eine einheitliche Bebalkung oder variiert dieselbe?
Bisher habe ich bei OTWIN nur die parallele Deckenbebalkung angetroffen. In der Regel sind es zwei.
Aus Gründen der Stabilität findet man sehr oft in der Mitte einen dritten Balken oder einen aufgeleimten, ca. 25mm breiten Furnierstreifen. Dieses Konstruktionsprinzip wurde auch am Boden angewendet. Verstärkungen in Form eines Mittelbalkens oder Furnierstreifens sind vorzugsweise bei den älteren Modellen zu finden. Sie waren wegen der filigranen Bauweise zwingend notwendig.
Ich vermute, dass die extreme Deckenwölbung unter anderem auch der Verbesserung der Stabilität diente.
Welche Hölzer wurden vorwiegend verwendet?
Bei den Gitarren die mit massiven Hölzern ausgestattet wurden, sind Fichte für die Decke und Ahorn für den Boden und die Zargen die Regel.
Bei den Hälsen findet man Ahorn, Birnbaum, Buche, Eiche, Mahagoni und Palisander.
Die Stege sind meistens aus geschwärztem Birnbaum und haben oft einen Stempel.
Wie sind die OTWIN Tonabnehmer! Wie ist der Klang und die Verarbeitung?
Weißt Du wer die Elektronik hergestellt hat?

© HR
In Bezug auf Verarbeitung und Tonverstärkung würde ich sie jedoch den Fabrikaten von RELLOG vorziehen.

© HR
Was ist Deine persönliche Meinung über OTWIN Gitarren?
OTWIN Gitarren sind handwerkliche Meisterstücke. Die ultraleichte Bauweise, der überdurchschnittlich gute akustische Klang und die eigenständige ansprechende Form verleihen diesen Instrumenten einen ganz besonderen Flair. Für mich spielen sie in der gleichen Liga wie die Instrumente von TODT, WOLFRUM und SEIFERT!

Quellenverzeichnis
MuM Datenbank
MuM Forum
"Vogtländischen Geigenbau ab 1850" von Dr. Zoebisch
Herbert Rittinger
Heidrun Eichler
Thomas Buhé
Günter Krause
