ESTE - Felix Stärke Artikel von Stefan Lob
mit Informationen von Michael Fischer, der Rolf Günther Stärke in Hamburg besuchte.
mit Informationen von Michael Fischer, der Rolf Günther Stärke in Hamburg besuchte.

Der Firmenname ESTE ist nichts anderes als die lautsprachliche Ausformung des „ST“ im Nachnahmen Stärke.

© Michael Fischer
Er hatte etwa vier bis fünf Gitarrenbauer aus dem Vogtland beschäftigt und ein bis zwei Lehrlinge. Die Werkstatt war von 1920-1943 im alten Steinweg. Er war gelernter Geigen-und Zupfinstrumentenbauer und hat die Prüfung bei Georg Winterling, am Dammtor in Hamburg, abgelegt.
Nach Aussagen seines Sohnes Rolf Günther Stärke war er Idealist und kein guter Kaufmann. Felix Stärke hat sehr am Ton seiner Instrumente gefeilt und ungenaue Instrumente nicht aus der Werkstatt gelassen.
"Wenn er tüftelte, hat er auch das Essen seiner Frau vergessen, die dann ins Schimpfen kam!"
Die erfolgreichsten Jahre waren Mitte bis Ende der 20er Jahre.
Sie bauten sehr viele Banjos und ab den 30 er Jahren wurden die ersten Schlaggitarren gebaut.

© Günter Amendt Banjoworld

Die ersten Modelle waren Cello-Gitarren und Kopien der ersten Owophone Gitarren von Otto Windisch (OTWIN).
Hier die Owophone OTWIN Cello-Gitarre (frühe Schlaggitarre)!

© C.G. Scheu
Vielleicht hatte er die Gitarren über Otto Winsdisch (OTWIN) bezogen. Ich tendiere eher zu der Annahme, dass er diesen OTWIN-Gitarrenbauer bei sich angestellt hatte und dieser die ersten ESTE Gitarren in Hamburg baute.
Hier das identische Modell mit Felix Stärke Aufschrift!

© N. Schnepel MK Dorsten

© www.Geigenbau.com
Die nächsten Modelle hatten im GIBSON L5 Stil gewölbte Decken und Böden und wurden aus dem vollen Holz gearbeitet. Um diese Gitarren zu bauen, war es immer von Vorteil einen Geigenbauer im Team zu haben, da man die Hohlkehle am Rand mit einem Daumenhobel nach Geigenbauertradion ausarbeitet. Später, im Laufe der Industrialisierung der Instrumentenbauerbranche, nahm man Kopierfräsen zu Hilfe. Aber auch noch heute werden edle Jazzgitarren, immer noch traditionell, mit diesen kleinen Daumenhobeln bearbeitet.
Es fällt auf, dass es bei ESTE Gitarren geschraubte und geleimte Hälse gibt. Das geschraubte System brachten höchstwahrscheinlich die Gitarren und Geigenmacher aus dem Vogtland mit, da der Gitarrenhals dort, traditionell, sehr oft verschraubt wurde. Der geleimte Hals könnte von den OTWIN Vorlagen stammen, da OTWIN immer geleimte Hälse hatte.

© Michael Fischer
Ein weiterer Geigenmacher, der auch Gitarren baute, war Arnold Ernst Stieber. Die Zeit, die er bei Felix Stärke gearbeitet hat, ist nicht genau bekannt. Er wurde am 15.07.1907 in Könnern (Sachsen – Anhalt) geboren und hat bei Max Schuster in Markneukirchen gelernt. Ab 1927 machte er sich in Markneukirchen selbstständig und absolvierte 1937 seine Meisterprüfung in Leipzig. Wo er seit 1931 auch arbeitete. Es ist verzeichnet, dass er 1947 in Tübingen arbeitete. Sehr wahrscheinlich hat er auch nach 1937 bei Felix Stärke gearbeitet und ist nach dem Krieg nach Tübingen gekommen. Neben Geigen baute er auch Gitarren, Blockflöten und Traversflöten.
Die Werkstatt von Felix Stärke wurde 1943 ausgebomt. Mit zwei Gehilfen ist er in die „Fuhlentwiete“ gezogen. Heute steht dort das „Axel Springer Haus“. Er sagte mal zu seinem Sohn: „Nun haben wir 1000 Banjos gebaut , die Gitarren würde er auf weniger als 400 schätzen.“ Sein Sohn Günter ist verletzt aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt und konnte dadurch nur noch die Büroarbeiten übernehmen. Die Reeperbahn war nicht weit weg. In den vielen Cafés und Bars wurden die Instrumente von Felix Stärke gespielt. Unter anderem auch von dem Gitarristen von Teddy Staufer
Nach dem Krieg wurden nur noch wenige Gitarren gebaut und der Hauptanteil des Geschäftes bestand aus Reparaturen von Instrumenten.

© Michael Fischer
Die ESTE Schlaggitarren sind begehrte Sammler Instrumente. Sie gellten als klanglich hervorragende Gitarren, mit einem durchsetzungsfähigen Ton. Das war zu der Zeit der rein akustischen Gitarren, ein wichtiges Kriterium. Oft waren die Decken und Böden sehr dünn geschnitzt, was sie natürlich sehr leicht aber auch sehr rissanfällig machte. Das ist ein weiters Merkmal, das bei OTWIN auch zu finden ist. Es gab auch ESTE Gitarren, die reichlich mit Perlmutt verziert waren. Beding durch den Banjobau war dieses natürlich ein Leichtes.
Felix Stärke ist nach schwerer Krankheit im März 1964 in Hamburg gestorben.

Hier ein paar ESTE Gitarren Bilder!

© Michael Fischer

© N. Schnepel MK Dorsten

© N. Schnepel MK Dorsten

Hier eine außergewöhnliche Tenorgitarre von Este. Ein Nachkriegsmodell in einer Violinform.

© Banjoworld, G. Amendt

Ich freue mich immer über weitere Fotos dieser schönen historischen Gitarren!
Einige Infos dieses Artikels stammen von Michael Fischer, der Rolf Günther Stärke, in Hamburg besucht hat.
Er hat Erfahrung im Gitarrenbau und möchte gerne eine ESTE-Gitarre in seiner Werkstatt nachbauen. Er sucht immer nach neuem Material über Felix Stärke. Er sucht auch eine original ESTE mit geschraubten Hals zum vermessen und Nachbauen!
Er hat Erfahrung im Gitarrenbau und möchte gerne eine ESTE-Gitarre in seiner Werkstatt nachbauen. Er sucht immer nach neuem Material über Felix Stärke. Er sucht auch eine original ESTE mit geschraubten Hals zum vermessen und Nachbauen!

Quellenangabe
Norbert Schnepel – Elektro-Gitarren made in Germany
Michael Fischer (Interview mit Rolf Günther Stärke, ESTE Prospekt, F. Stärke Bild)
MuM Datenbank
