ESTE - Felix Stärke Artikel von Stefan Lob
mit Informationen von Michael Fischer, der Rolf Günther Stärke in Hamburg besuchte.


Der Firmenname ESTE ist nichts anderes als die lautsprachliche Ausformung des „ST“ im Nachnahmen Stärke.


© Michael Fischer
Felix Stärke wurde 1883 in Kiel geboren. Nachdem er eine kaufmännische Lehre absolvierte, machte er sich als Instrumentenmacher selbstständig und gründete, vor dem Ersten Weltkrieg, in Hamburg seine Werkstatt. Zu anfangs baute er Konzertgitarren.

Er hatte etwa vier bis fünf Gitarrenbauer aus dem Vogtland beschäftigt und ein bis zwei Lehrlinge. Die Werkstatt war von 1920-1943 im alten Steinweg. Er war gelernter Geigen-und Zupfinstrumentenbauer und hat die Prüfung bei Georg Winterling, am Dammtor in Hamburg, abgelegt.

Nach Aussagen seines Sohnes Rolf Günther Stärke war er Idealist und kein guter Kaufmann. Felix Stärke hat sehr am Ton seiner Instrumente gefeilt und ungenaue Instrumente nicht aus der Werkstatt gelassen.

"Wenn er tüftelte, hat er auch das Essen seiner Frau vergessen, die dann ins Schimpfen kam!"

Die erfolgreichsten Jahre waren Mitte bis Ende der 20er Jahre.
Sie bauten sehr viele Banjos und ab den 30 er Jahren wurden die ersten Schlaggitarren gebaut.


© Günter Amendt Banjoworld



Die ersten Modelle waren Cello-Gitarren und Kopien der ersten Owophone Gitarren von Otto Windisch (OTWIN).

Hier die Owophone OTWIN Cello-Gitarre (frühe Schlaggitarre)!


© C.G. Scheu



Vielleicht hatte er die Gitarren über Otto Winsdisch (OTWIN) bezogen. Ich tendiere eher zu der Annahme, dass er diesen OTWIN-Gitarrenbauer bei sich angestellt hatte und dieser die ersten ESTE Gitarren in Hamburg baute.

Hier das identische Modell mit Felix Stärke Aufschrift!


© N. Schnepel MK Dorsten




© www.Geigenbau.com


Die nächsten Modelle hatten im GIBSON L5 Stil gewölbte Decken und Böden und wurden aus dem vollen Holz gearbeitet. Um diese Gitarren zu bauen, war es immer von Vorteil einen Geigenbauer im Team zu haben, da man die Hohlkehle am Rand mit einem Daumenhobel nach Geigenbauertradion ausarbeitet. Später, im Laufe der Industrialisierung der Instrumentenbauerbranche, nahm man Kopierfräsen zu Hilfe. Aber auch noch heute werden edle Jazzgitarren, immer noch traditionell, mit diesen kleinen Daumenhobeln bearbeitet.

Es fällt auf, dass es bei ESTE Gitarren geschraubte und geleimte Hälse gibt. Das geschraubte System brachten höchstwahrscheinlich die Gitarren und Geigenmacher aus dem Vogtland mit, da der Gitarrenhals dort, traditionell, sehr oft verschraubt wurde. Der geleimte Hals könnte von den OTWIN Vorlagen stammen, da OTWIN immer geleimte Hälse hatte.


© Michael Fischer
Einer der Angestellten Geigenmacher war Hugo Götz. Er wurde am 30.08.1909 Schöneck geboren und absolvierte seine Lehre bei Oskar Undeutsch, bei dem er auch bis 1937 arbeitete. 1937 fing er bei Felix Stärke in Hamburg an zu arbeiten, musste aber schon 1938, beding durch seine Einberufung zum Militär, aufhören. Nach dem Krieg 1945 arbeitete er bei Georg Winterling (dem Lehrmeister von F. Stärke) in Hamburg. 1950 machte er seine Meisterprüfung und seit 1953 war er in Hamburg selbstständig. Seit 1966 im VDG (Verband Deutscher Geigenbauer und Bogenmacher) und er starb 1986 in Hamburg.

Ein weiterer Geigenmacher, der auch Gitarren baute, war Arnold Ernst Stieber. Die Zeit, die er bei Felix Stärke gearbeitet hat, ist nicht genau bekannt. Er wurde am 15.07.1907 in Könnern (Sachsen – Anhalt) geboren und hat bei Max Schuster in Markneukirchen gelernt. Ab 1927 machte er sich in Markneukirchen selbstständig und absolvierte 1937 seine Meisterprüfung in Leipzig. Wo er seit 1931 auch arbeitete. Es ist verzeichnet, dass er 1947 in Tübingen arbeitete. Sehr wahrscheinlich hat er auch nach 1937 bei Felix Stärke gearbeitet und ist nach dem Krieg nach Tübingen gekommen. Neben Geigen baute er auch Gitarren, Blockflöten und Traversflöten.

Die Werkstatt von Felix Stärke wurde 1943 ausgebomt. Mit zwei Gehilfen ist er in die „Fuhlentwiete“ gezogen. Heute steht dort das „Axel Springer Haus“. Er sagte mal zu seinem Sohn: „Nun haben wir 1000 Banjos gebaut , die Gitarren würde er auf weniger als 400 schätzen.“ Sein Sohn Günter ist verletzt aus dem Zweiten Weltkrieg zurückgekehrt und konnte dadurch nur noch die Büroarbeiten übernehmen. Die Reeperbahn war nicht weit weg. In den vielen Cafés und Bars wurden die Instrumente von Felix Stärke gespielt. Unter anderem auch von dem Gitarristen von Teddy Staufer

Nach dem Krieg wurden nur noch wenige Gitarren gebaut und der Hauptanteil des Geschäftes bestand aus Reparaturen von Instrumenten.

© Michael Fischer


Die ESTE Schlaggitarren sind begehrte Sammler Instrumente. Sie gellten als klanglich hervorragende Gitarren, mit einem durchsetzungsfähigen Ton. Das war zu der Zeit der rein akustischen Gitarren, ein wichtiges Kriterium. Oft waren die Decken und Böden sehr dünn geschnitzt, was sie natürlich sehr leicht aber auch sehr rissanfällig machte. Das ist ein weiters Merkmal, das bei OTWIN auch zu finden ist. Es gab auch ESTE Gitarren, die reichlich mit Perlmutt verziert waren. Beding durch den Banjobau war dieses natürlich ein Leichtes.

Felix Stärke ist nach schwerer Krankheit im März 1964 in Hamburg gestorben.


Hier ein paar ESTE Gitarren Bilder!


© Michael Fischer

© N. Schnepel MK Dorsten

© N. Schnepel MK Dorsten



Hier eine außergewöhnliche Tenorgitarre von Este. Ein Nachkriegsmodell in einer Violinform.


© Banjoworld, G. Amendt




Ich freue mich immer über weitere Fotos dieser schönen historischen Gitarren!

Einige Infos dieses Artikels stammen von Michael Fischer, der Rolf Günther Stärke, in Hamburg besucht hat.
Er hat Erfahrung im Gitarrenbau und möchte gerne eine ESTE-Gitarre in seiner Werkstatt nachbauen. Er sucht immer nach neuem Material über Felix Stärke. Er sucht auch eine original ESTE mit geschraubten Hals zum vermessen und Nachbauen!



Quellenangabe

Norbert Schnepel – Elektro-Gitarren made in Germany
Michael Fischer (Interview mit Rolf Günther Stärke, ESTE Prospekt, F. Stärke Bild)
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