SIMETO - Signal-, Meß- und Tongeräte

Ein Artikel von Stefan Lob mit vielen Informationen von Dr. Schroth




OTWIN Tonabnehmer
Die Firma SIMETO wurde im September 1958 gegründet und existiert bis heute. Bis zur Gründung der SIMETO gab es im Vogtland und später in der DDR nur den Tonabnehmerhersteller Willy Goller und dessen RELLOG Tonabnehmer sowie die hauseigenen OTWIN Tonabnehmer. Die SIMETO Tonabnehmer wurden in Zwota im IfM (Institut für Musikinstrumentenbau), in der Elektronikabteilung, von Herrn Dr. Gottfried Schroth entwickelt. Diese Abteilung wurde in den 1950er Jahren durch Eingliederung eines in Plauen ansässigen Entwicklungsbüros in das IfM gebildet. Die Abteilung war im Institutsteil in Markneukirchen angesiedelt. In den 60er Jahren wurde die Elektronikabteilung aus dem IfM ausgegliedert und dem Klingenthaler Harmonikawerk Betriebsteil Schöneck zugeordnet.

Die SIMETO befand sich im gleichen Gebäude wie die Fa. Meinel & Herold, in Klingenthal 1. Den ersten Tonabnehmer brachte SIMETO 1961 auf den Markt. Ab 1963/64 wurde von der VVB (Vereinigung Volkseigener Betriebe) die Entwicklung der Tonabnehmer gefördert. Die SIMETO belieferte alle Betriebe die Elektrogitarren bauten, aber Hauptabnehmer war der VEB MUSIMA. Im Jahr 1964 gab es die höchste Produktionsmenge von Tonabnehmern. Mehr als 4000 Stück wurden in diesem Jahr gebaut.

Anhand mir vorliegender Bilder und Infos von SIMETO, Herrn Dr. Schroth und anderen Gitarrenfreunden, habe ich versucht, eine SIMETO „Zeitlinie der Tonabnehmerentwicklung“ zu erstellen.

Kennt Ihr noch andere Tonabnehmermodelle? Habt Ihr Infos zu genauen Daten? Dann helft bitte mit, diese Zeitlinie zu präzisieren!


Rellog Tonabnehmer










SIMETO „Zeitlinie der Tonabnehmerentwicklung“

Es ist mir nicht bekannt, dass es eine Typenangabe gab. Um die Beschreibung der einzelnen Modelle einfacher zu gestalten, habe ich die Tonabnehmer in ein Typensystem eingeteilt, wobei die Nummer für eine Serie und die Buchstaben für unterschiedliche Typen innerhalb einer Serie stehen. Die Jahresangaben sind ohne Gewähr, da ich nur aufgrund einiger, zum Teil unterschiedlichen Aussagen und anhand von Gitarrenmodellen auf die Jahreszahlen schließen konnte.


TYP 1 - ab 1961


Typ 1a
Typ 1a
  • Aufbau auf Schlagbrett
  • Geriffelte Oberfläche
  • Musima Logo
  • Entwickler Dr. Schroth




Dieser Tonabnehmer wurde nur für den VEB MUSIMA entwickelt. Erst später kamen neutrale Tonabnehmer auf den Markt mit denen anderen Unternehmen zu beliefert wurden.
Nachfolgende Informationen stammen aus einem Briefwechsel mit Herrn Dr. Schroth, dem ich herzlich danken möchte!
Herr Dr. Schroth war der Entwickler dieses Tonabnehmers. Nach seinem Studium der Elektrotechnik, Spezialrichtung Technische Akustik, trat er in Plauen seine erste Ingenieurstelle an. Vom 01.05.1959 bis zum 31.08.1960 arbeitete er in der Entwicklungsabteilung für elektronische Musikinstrumente. Diese von Max Hoyer geleitete Abteilung befand sich im Gebäude der VVB (Vereinigung volkseigener Betriebe) Musikinstrumente und Kulturwaren in Plauen (Vogtl.), Schloßstraße 9. Sie war bis zum 31.12.1959 eine Außenstelle des Zentralen Konstruktions- und Entwicklungsbüros für Musikinstrumente beim VEB Vereinigte Mundharmonika-Werke Klingenthal Sa. 3, Grenzstr. 6, und ab 01.01.1960 eine Außenstelle des Instituts für Musikinstrumentenbau Zwota (Vogt.). Später wurde sie nach Markneukirchen und dann nach Schöneck verlegt.
Herr Dr. Schroth arbeitete zunächst an der Entwicklung eines transportablen elektronischen Musikinstrumentes, der „Ionika“. Dies war ein einfaches Keyboard und war, den damaligen Möglichkeiten entsprechend, mit zahlreichen Röhren bestückt.

Eine Besonderheit, die auch zu dem Namen führte, war die patentierte Steuerung der Einzeltöne sowie der Registereinstellungen über die mehr oder weniger starke Ionisierung von Glimmstrecken. Der Erfinder, Günter Pötzl, war Mitarbeiter der Entwicklungsabteilung. Als Zubehör zu diesem Gerät wurde eine große, tragbare Lautsprecherbox mit einem sehr kompakten 12W-Röhrenverstärker entwickelt. Die Bezeichnung hierfür war VA1. Diese Verstärker-Lautsprecher-Kombination war auch für die Wiedergabe anderer Tonquellen, wie zum Beispiel Tonabnehmern von Gitarren, geeignet. Zu dieser Zeit gab es einen Auftrag vom VEB Musikinstrumentenbau Markneukirchen, kurz MUSIMA, für deren Schlaggitarren eigene Tonabnehmer zu entwickeln. Herr Dr. Schroth wurde für diese Entwicklung verantwortlich.
Eine Vorgabe war, die von den einzelnen Saiten über den Tonabnehmer erzeugten Signalspannungen möglichst auszugleichen, da diese je nach Dicke der Saite (bzw. ihres magnetisch wirksamen Stahlkerns) sehr unterschiedlich waren. Nach zahlreichen Versuchen mit unterschiedlichen Systemen erwies sich schließlich eine Anordnung als geeignet, bei der statt eines kompakten „Innenpol-Magneten“ jeder Saite ein getrennter Magnet zugeordnet wurde. Da es praktisch nicht möglich war, die Magnetisierung dieser Magnete den unterschiedlichen Dicken der entsprechenden Saite anzupassen, fanden die beteiligten Ingenieure schließlich folgende Lösung: Alle Magnete wurden bis zur Sättigung aufmagnetisiert. Sie wiesen aber, je nach Anforderung, eine unterschiedliche Länge auf.

Nach diesem Grundprinzip wurde schließlich der neue Tonabnehmer entwickelt. Die äußere Gestaltung wies auf den Gitarrenhersteller hin, indem der stilisierte Schriftzug „musima“ auf der Oberseite erhaben angebracht wurde. Zusätzlich wurde ein spezielles Magnetisierungsgerät entwickelt und gebaut. Das angeführte Magnetprinzip wurde von Herrn Dr. Schroth am 30. Juni 1960 zum Patent angemeldet und am 31. Juli 1963 unter der Nummer 25688 erteilt. Der VEB Musima erhielt am 21. September 1963 vom Patentamt die Nutzungserlaubnis Nr. 293, die PGH Simeto Signal-Mess- und Tongeräte Klingenthal die Nutzungserlaubnis Nr. 5636.
Die PGH Simeto hat die Tonabnehmer zunächst im Auftrag des VEB Musima hergestellt, aber später auch selbständig produziert und vertrieben. Der Einzelhandelspreis betrug 31,85 MDN (Die Mark der Deutschen Notenbank / MDN war vom 1. August 1964 bis zum 31. Dezember 1967 Zahlungsmittel der DDR). Offizieller Produktionsbeginn war am 20. März 1961.
Herr Dr. Schroth war so freundlich mir die Patentschrift zur Verfügung zu stellen.

Hier klicken, dann bekommt Ihr das PATENT als PDF!

Aus dem MUSIMA eigenen TYP 1a wurden weitere Tonabnehmertypen entwickelt. Neu war neben diesem Aufbautyp eine Einbauvariante, wie man sie in massiven E-Gitarren verwendete.



TYP 1b


TYP 1b in Schlagplatte

TYP 1b
  • Einbauvariante
  • Eckige Form in weißer, neutraler Plasterkappe
  • Einbau ins Schlagbrett
  • Oder in eine Metall-Schlagplatte mit Mischeinheit




TYP 1c
TYP 1c

  • Aufbauvariante
  • wurde auf der Decke mit Hilfe eines Rahmen befestigt
  • Sockel bekam eine abgerundete Form










TYP 2 - Nächste Generation mit Metallgehäuse



TYP 2a

TYP 2 a
  • Aufbauvariante mit Rahmen
  • erste Entwicklungsstufe mit verstellbaren Polkappenschrauben
  • Dieser Tonabnehmer wurde nur in geringer Stückzahl gebaut und nach kurzer Zeit durch den Typ 2b ersetzt.[/List]

    TYP 2b

    TYP 2b
    • Weiterentwicklung von Typ 2a
    • Polkappenschrauben in der Mitte
    • gebaut von 1964-1973
    • Das ist der weitverbreitetste Tonabnehmer auf DDR Gitarren bis Mitte der 70er Jahre. Davon wurden 1964, 4000 Stück gebaut.
    • Er hatte die Bezeichnung ETA-1 (ETA steht sehr wahrscheinlich für Elektrischer Ton Abnehmer)


    TYP 2c

    TYP 2c
    • Einbauvariante
    • Metallgehäuse
    • schwarzer Plastikstreifen in der Mitte
    • Leider kann ich das Jahr der Einführung nicht genau bestimmen, aber anhand der Gitarrenmodelle sollte der Tonabnehmer von Mitte der 60er bis 1973 produziert worden sein. Dieser Tonabnehmer ist nur bei der Musima und ein paar "Jaguar" Gitarren und Bässen von Seifert verbaut worden.











    TYP 3 - Auf der Gitarren-Serie 25 zum 25. Jubiläum DDR 1974 kam die nächste Tonabnehmer-Serie auf den Markt



    TYP 3a


    TYP 3a
    • Einbau im Rahmen



    TYP 3b

    TYP 3b

    • Einbau in die Schlagplatte



    TYP 4

    TYP 4

    • ab 1980 TA in Norm-Einbaugröße
    • wie bei Fender/Gibson/Ibanez u.v.m allgemein üblich.










    Vielen Dank für die Informationen von:
    Dr. Schroth
    SIMETO
    Max Hoyer
    Gunter Ziegenhals vom ifM
    Paco Jimenez Permuy

    Danke an Herbert Rittinger für die Korrektur

    Stefan Lob für Schlaggitarren.de am 14.10.2010
     
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